zurück zur Kapitelübersicht

Verschiebung der Wesensgrundlage

"...Klingen unfall- oder schädigungsbedingte Gesundheitsstörungen ab, treten aber neue, davon unabhängige Leiden auf, die die gleichen Symptome aufweisen wie die früher bestehenden Verletzungsfolgen, wird von einem "Verschieben der Wesensgrundlage" (Wechsel der Ursache) eines Leidens gesprochen (vgl. BSGE 13, 89 = SozR Nr.9 zu § 62 BVG = NJW 1961, 284; vgl. Wiesner in von Wulffen, SGB X, § 48 Rdnr.13). Nach der Rechtsprechung des BSG ist bei der Geltendmachung außergewöhnlicher psychoreaktiver Störungen als Unfallfolge zu prüfen, ob selbst dann, wenn der Unfall eine rechtlich wesentliche Teilursache der psychischen Reaktion war, auch der weitere Verlauf der Erkrankung noch rechtlich wesentlich auf das Ereignis zurückzuführen ist oder nicht andere Ursachen so sehr in den Vordergrund getreten sind, dass sie für das fortbestehende Krankheitsbild als rechtlich allein ursächlich anzusehen sind (BSG, Urteil vom 18.12.1962 = BSGE 18, 173, 177)....

https://www.jurion.de/Urteile/BSG/1962-12-18/2-RU-189_59

ABER es gelten die strengen Beweisgrundsätze! Es darf nicht bloß behauptet werden und bedeutet auch keine Umkehr der Beweislast.

BSG-Urteil vom 20.10.2020, B 2 U 10/19 R

1. Vergleich der konkret bestehenden gesundheitlichen Verhältnisse zum
Zeitpunkt der letzten bindend gewordenen Bewilligung mit denjenigen zum Zeitpunkt des Erlasses des Aufhebungsbescheides.

2. Prüfung, nach welchen Kriterien und nach welchem Diagnosesystem die ursprüngliche  Anerkennung erfolgt ist, insbesondere welche Funktionsbeeinträchtigungen berücksichtigt wurden.

3. Prüfung, ob sich die Funktionseinschränkungen gebessert haben und inwiefern bestehende Funktionseinschränkungen durch unfallfremde Einwirkungen oder innere Ursachen verursacht werden. Die Beweislast liegt beim Unfallversicherungsträger!

       

 

nächstes Thema:  "akute Belastungsreaktion"

Psychische Belastungen und Störungen in der gesetzlichen UV

 

Prävention, Definitionen, Versicherungsschutz, Leistungsrahmen

 

Kapitelübersicht

Um welche Belastungen geht es?

 

Typische Psychische Belastungen im Beruf und der Arbeitsunfall. 

Typische Extrem- oder Gewaltsituationen, die zu psychischen Gesundheitsschäden führen können:

  • Miterleben eines Schul-Amoklaufs oder einer Geiselnahme oder als Zeuge/Helfer nach einem katastrophalen Geschehen
  • als Opfer eines Raubüberfalls in einer Bank, in einer Spielhalle, im Laden oder im eigenen Taxi
  • als Opfer eines Gewaltübergriffes bei der Arbeit als Schaffner, Busfahrer, Sicherheitspersonal, Krankenschwester...
  • als beteiligter Fahrer eines Zuges oder eines Lkws bei einem Unfall mit schwerer Verletzung oder Todesfolge anderer
  • als Opfer einer Vergewaltigung auf dem Heimweg von der Arbeit oder nachts beim Zeitungzustellen oder als Aufsichtsperson...

 

Wann ist man psychisch krank?

Wie wird psychisch krank definiert?

Unfallverletzte und Opfer von Gewalt suchen zunehmend nach geeigneten Psychotherapeuten für psychische Belastungssymptome. Fehltage aufgrund von Arbeitsunfähigkeit und der Wunsch nach Berentung aufgrund psychischer Störungen nehmen deutlich zu.

Mehr erfahren - Was bedeutet psychisch krank?

Psychische Traumen

Wie wird ein psychisches Trauma definiert?

In der gesetzlichen Unfallversicherung gelten dafür rechtliche und medizinische Maßstäbe. Höchstrichterliche Rechtsprechung und ein möglichst breit gestützter aktueller wissenschaftlicher Kenntnistand über einzelne Krankheiten und deren Ursachen stellen die rechtliche Gleichbehandlung der Menschen sicher. Deshalb kommt es auf internationale wissenschaftlich anerkannte Diagnosemanuale an. 

 

Definition des Gesundheitsschadens

Wie definiert die Rechtsprechung die Rechtsbegriffe

Gesundheitschaden bzw. 

Gesundheitserstschaden ?

Unfälle sind  zeitlich begrenzte, von außen auf den Körper einwirkende Ereignisse, die zu einem Gesundheitsschaden oder zum Tod führen ( § 8 SGB VII). Arbeitsunfälle sind Unfälle von Versicherten infolge einer den Versicherungsschutz nach den §§ 2, 3 oder 6 SGB VII begründenden Tätigkeit (versicherte Tätigkeit). Auch psychische Erkrankungen können Folgen eines Arbeitsunfalls sein. Sie müssen aber klar bestimmbar sein und zeitlich, objektiv und wesentlich mit dem Arbeitsunfall zusammenhängen. 

Mehr erfahren - Warum ist der Begriff Gesundheitsschaden so wichtig?

Ähnliche Symptome, aber andere Ursache

Etliche der relevanten Diagnosedefinitionen überschneiden sich, was die einzelnen Symptome angeht. Genaue Diagnostik ist daher notwendig, um z. B. zu klären, ob sich eine posttraumatische Belastungsstörung zurückgebildet hat und stattdessen ein anderes Krankheitsbild vorliegt. Das gelingt nicht nicht allen Therapeuten. Für die Patienten ist die richtige Diagnose aber wichtig, damit der evidenzbasierte Therapiepfad eingeschlagen wird. 

Was bedeutet Verschiebung der Wesensgrundlage?

 

Akute Belastungsreaktion

Nach extrem bedrohlichen oder schrecklichen Ereignissen (z.B. Naturkatastrophen oder von Menschen verursachte Katastrophen, körperliche Gewalt, schwere Unfälle, sexuelle Gewalt, schwerer Körperverletzung) kommt es unmittelbar zu einer Stressbelastung mit typischen Symptomen.

Mehr erfahren - Wie definiert man eine akute Belastungsreaktion?

 

Posttraumatische Belastungsstörung

Welche Traumata und Symptome werden für eine Posttraumatische Belastungsstörung

nach dem  ICD 10 (WHO-Definition) mehr erfahren

dem ICD 11 

bzw. dem DSM 5 - APA - mehr erfahren vorausgesetzt?

Nicht jede psychische Belastung erfüllt die Voraussetzungen einer posttraumatischen Belastungsstörung. Es gibt außer dieser Diagnose zahlreiche andere psychiatrische Diagnosen bzw Krankheitsbilder. Oft sind die Faktoren für die Entstehung wissenschaftlich noch nicht hinreichend geklärt. Eine psychische Erkrankung kann bislang nur im Versicherungsfall Arbeitsunfall entschädigt werden. Bisher wurde keine psychische Berufskrankheit in die Liste der Berufskrankheiten aufgenommen. 

 

Anpassungsstörung

Psychische Störungen ohne "massives Trauma"

- die Anpassungsstörung

identifizierbare psychosoziale Stressoren wie z. B. Krankheit, Behinderung, sozialökonomische Probleme, Konflikte im häuslichen oder beruflichen Umfeld bewirken vorübergehend Sorgen und Grübeln und weiteres...

Welche Belastungen  und Symptome werden dafür

nach ICD 10,

ICD 11

und DSM 5 vorausgesetzt?

 

Wie hilft die gesetzliche Unfallversicherung? 

Gefährdungsbeurteilung

Analyse der Faktoren für psychische Belastungen wie atypische Arbeitszeiten, hoher Arbeitsdruck und Arbeitsverdichtung, Kommunikation usw.

Akutintervention nach traumatischen Ereignissen

Psychotherapeutenverfahren

 

 

Freiburger Arbeitsunfallstudie

 

Kritische Begriffe

Krankheitsgewinn

Agoraphobie

 

Depression

 

Burn out

 

Dissoziative Störung

 

Mobbing

Somatoforme Störung

Somatoforme Schmerzstörung

 

Zurück nach oben
Zurück nach oben
Momentan online: 3 Besucher