Aus der Leitlinie Somatoforme Störungen (AWMF-Leitlinien-Register Nr. 051/006 -
zur ICD-10 F45.4:
"... Ergänzend ist noch darauf hinzuweisen, dass der vom Senat zum ärztlichen Sachverständigen ernannte Orthopäde Dr. F. die Beurteilung durch den ärztlichen Sachverständigen Dr. K. bestätigt hat.
Wie sich auch aus den zahlreichen weiteren Gutachten und ärztlichen Berichten ergibt, hat der Unfall vom 8. Juni 1999 keine schwerwiegenden Folgen hinterlassen. Die Prellung der Weichteile des Kniegelenks kann nach medizinisch-wissenschaftlichem Kenntnisstand einen Dauerschaden des Ausmaßes, wie ihn die Klägerin schildert, nicht hinterlassen. Dies haben Dr. K. , Prof. H. , Dr. L. , Dr. K. , Dr. K. und Dr. F. überzeugend dargelegt. Die chronifizierten Beschwerden sind als psychische Störungen im Rahmen einer neurotischen Entwicklung zu sehen. Der Unfall hat nicht ursächlich zu einer psychischen Fehlverarbeitung vom Krankheitswert geführt.
Die Lebensgeschichte der Klägerin zeigt belastende Faktoren, wie die Krankheit der allein erziehenden Mutter und Eheprobleme sowie eine kontinuierliche Krankheitsentwicklung. Die Klägerin litt schon vor dem Unfall an funktionellen, d.h. psychogen verstärkten körperlichen Beschwerden wie Kopfschmerzen und Migräne, wie Dr. B. im Gutachten vom 5. März 2007 ausführt. Diese Disposition gehört zu ihrer unfallunabhängigen Persönlichkeit.
Zwar ist erst mit dem Unfallereignis eine besondere Entwicklung in Gang gekommen. Hier handelt es sich aber um ein Syndrom, das in keiner Beziehung zur Schwere des auslösenden Unfallereignisses steht. Dieses hat bei der Klägerin eine vorliegende Schwäche getroffen, aber nicht wesentlich zu dem jetzigen Krankheitsbild geführt. Hier sind die früheren Belastungen im Zusammenhang mit einer angeborenen Disposition ursächlich.
Der Unfall ist als Auslöser und nicht als Ursache der Symptomatik zu sehen. Im Fall der Klägerin ist gerade das Missverhältnis zwischen dem Trauma und seinen Folgen bemerkenswert...."
Prävention, Definitionen, Versicherungsschutz, Leistungsrahmen
Typische Psychische Belastungen im Beruf und der Arbeitsunfall.
Typische Extrem- oder Gewaltsituationen, die zu psychischen Gesundheitsschäden führen können:
Wie wird psychisch krank definiert?
Unfallverletzte und Opfer von Gewalt suchen zunehmend nach geeigneten Psychotherapeuten für psychische Belastungssymptome. Fehltage aufgrund von Arbeitsunfähigkeit und der Wunsch nach Berentung aufgrund psychischer Störungen nehmen deutlich zu.
Mehr erfahren - Was bedeutet psychisch krank?
Wie wird ein psychisches Trauma definiert?
In der gesetzlichen Unfallversicherung gelten dafür rechtliche und medizinische Maßstäbe. Höchstrichterliche Rechtsprechung und ein möglichst breit gestützter aktueller wissenschaftlicher Kenntnistand über einzelne Krankheiten und deren Ursachen stellen die rechtliche Gleichbehandlung der Menschen sicher. Deshalb kommt es auf internationale wissenschaftlich anerkannte Diagnosemanuale an.
Wie definiert die Rechtsprechung die Rechtsbegriffe
Gesundheitschaden bzw.
Gesundheitserstschaden ?
Unfälle sind zeitlich begrenzte, von außen auf den Körper einwirkende Ereignisse, die zu einem Gesundheitsschaden oder zum Tod führen ( § 8 SGB VII). Arbeitsunfälle sind Unfälle von Versicherten infolge einer den Versicherungsschutz nach den §§ 2, 3 oder 6 SGB VII begründenden Tätigkeit (versicherte Tätigkeit). Auch psychische Erkrankungen können Folgen eines Arbeitsunfalls sein. Sie müssen aber klar bestimmbar sein und zeitlich, objektiv und wesentlich mit dem Arbeitsunfall zusammenhängen.
Mehr erfahren - Warum ist der Begriff Gesundheitsschaden so wichtig?
Etliche der relevanten Diagnosedefinitionen überschneiden sich, was die einzelnen Symptome angeht. Genaue Diagnostik ist daher notwendig, um z. B. zu klären, ob sich eine posttraumatische Belastungsstörung zurückgebildet hat und stattdessen ein anderes Krankheitsbild vorliegt. Das gelingt nicht nicht allen Therapeuten. Für die Patienten ist die richtige Diagnose aber wichtig, damit der evidenzbasierte Therapiepfad eingeschlagen wird.
Was bedeutet Verschiebung der Wesensgrundlage?
Nach extrem bedrohlichen oder schrecklichen Ereignissen (z.B. Naturkatastrophen oder von Menschen verursachte Katastrophen, körperliche Gewalt, schwere Unfälle, sexuelle Gewalt, schwerer Körperverletzung) kommt es unmittelbar zu einer Stressbelastung mit typischen Symptomen.
Mehr erfahren - Wie definiert man eine akute Belastungsreaktion?
Welche Traumata und Symptome werden für eine Posttraumatische Belastungsstörung
nach dem ICD 10 (WHO-Definition) mehr erfahren
dem ICD 11
bzw. dem DSM 5 - APA - mehr erfahren vorausgesetzt?
Nicht jede psychische Belastung erfüllt die Voraussetzungen einer posttraumatischen Belastungsstörung. Es gibt außer dieser Diagnose zahlreiche andere psychiatrische Diagnosen bzw Krankheitsbilder. Oft sind die Faktoren für die Entstehung wissenschaftlich noch nicht hinreichend geklärt. Eine psychische Erkrankung kann bislang nur im Versicherungsfall Arbeitsunfall entschädigt werden. Bisher wurde keine psychische Berufskrankheit in die Liste der Berufskrankheiten aufgenommen.
Psychische Störungen ohne "massives Trauma"
- die Anpassungsstörung:
identifizierbare psychosoziale Stressoren wie z. B. Krankheit, Behinderung, sozialökonomische Probleme, Konflikte im häuslichen oder beruflichen Umfeld bewirken vorübergehend Sorgen und Grübeln und weiteres...
Welche Belastungen und Symptome werden dafür
nach ICD 10,
und DSM 5 vorausgesetzt?
Analyse der Faktoren für psychische Belastungen wie atypische Arbeitszeiten, hoher Arbeitsdruck und Arbeitsverdichtung, Kommunikation usw.
Akutintervention nach traumatischen Ereignissen
Freiburger Arbeitsunfallstudie